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Sonntag, 23 April
Nach einem ruhigen 6,5 Stunden Flug sind wir letzte Nacht in Delhi gelandet
(aber ich muß zugeben, mir reicht es langsam mit der Fliegerei). Es war
allerdings im Flieger schon interessant, denn als einer dieser furchtbar
schmalzigen Bollywood-Filme gezeigt wurde, schmissen sich die Inder weg vor
Lachen, während wir ihn eher dämlich fanden.... Als wir auf die Koffer
warteten (meiner ist ANGEKOMMEN! *tschaka*) wurden wir von jede Menge Mücken
begrüßt. Natürlich hatte ich mein Anti-Brumm im Koffer...
Die Paßkontrolle war schnell hinter uns und kaum waren wir draussen, wurden wir
auch schon von einem Vertreter der örtlichen Agentur in Empfang genommen und
begrüßt. Unser Auto für die nächsten 10 Tage ist ein brandneuer Jeep und
unser Fahrer hing uns als erstes Blumenketten um. Das war so ein nettes
Willkommen, daß wir Bettler und andere lästige Personen kaum wahr nahmen.
Die Fahrt zum Hotel (The Park) war lustig, denn alles fahren wie die
Bekloppten. Auf der Strasse sahen wir dann auch die erste Kuh, um die die Autos
brav rumfuhren. Gegen 2 Uhr nachts waren wir im Hotel und während der Vertreter
der Agentur den Check-In für uns erledigte, setzten wir uns in die Halle. Im
Hotel war wohl Disco und die Blicke der Mädels, die sich in der Halle
ausruhten, waren ein erster Vorgeschmack darauf, wie wir die nächsten Tage
immer angestarrt werden würden. Das war das erste Mal, daß mir klar wurde,
daß wir hier für alle anderen die Exoten sind. Natürlich hatten wir gelesen,
daß wir als europäische Frauen bestimmte Dinge nicht tun sollten (z.B.
indischen Männern in die Augen schauen), aber die neugierigen Blicke der
Mädels zeigten deutlich, daß wir auch für die Frauen sehr exotisch zu sein
scheinen.
Das Park ist eine Art Designer Hotel. Unser Zimmer ist klasse mit einer ganzen
Menge von Kleinigkeiten, die es ziemlich witzig und faszinierend machen. Das Bad
war durch Glaswände vom Rest des Raums abgetrennt und das Waschbecken war eine
auf eine Marmorplatte gestellte Schüssel. Das Hotel hat zwar sichtlich schon
bessere Tage gesehen, aber uns hat es trotzdem gefallen. Wir hatten nach dem
langen Flug Hunger, aber um 3 Uhr morgens hatte das Restaurant nicht mehr auf
(woran wir nicht gedacht hatten, obwohl es eigentlich logisch war) und so
bestellten wir uns beim Zimmerservice noch ein paar Sandwiches, die auch sehr
lecker (und riesig) waren und ein Glas 'yeah, wir sind in Indien'-Wein.
Da wir erst gegen 4 Uhr endlich schlafen gingen, war der Wecker um 8 ein harter
Schlag. *gähn* Wir hatten beschlossen, früh aufzustehen, um direkt in den
Rhythmus zu kommen (Delhi hat 3,5 std. Zeitverschiebung zu Deutschland).
Frühstück gab es in Buffetform mit jeder Menge kalter und warmer Speisen. Bei
den warmen Speisen waren viele indische dabei, aber wir waren noch müde und da
ich morgens sonst nie frühstücke, war ich auch nicht unbedingt
experimentierfreudig (die warmen Speisen waren eher Mittag- oder
Abendessenspeisen für uns).
Nach dem Essen wollten wir eine erste Erkundung von Delhi starten, um uns ein
wenig zu akklimatisieren und auch ein bißchen zu shoppen, bevor wir dann am
nächsten Tag unsere Rundreise beginnen würden..... GROßER FEHLER!
Wir waren noch nicht ganz aus dem Hotel raus, als uns Taxi- und Tuk Tuk Fahrer
zu belagern begannen. We können beide ziemlich arrogant sein, wenn es nötig
ist, aber die waren so lästig, daß uns einige den ganzen Block folgten oder
uns fast überfuhren, nur damit wir mit ihnen fuhren. In der Nähe des Hotels
traffen wir auf einen jungen Mann, der ganz freundlich schien und uns sagte,
daß Sonntags die Geschläfte geschlossen seien. Er lotste uns dann aber zu
einem Shopping Center, das geöffnet sein sollte. Das Shopping Center bestand
aus drei Stockwerken mit je 3 Gschäften, die voller Sachen waren, die wir weder
brauchten noch wollten. Und in jedem Shop schienen mehr Verkäufer als Ware zu
sein.... (okay, das ist ein bißchen übertrieben, aber wir hatten bereits
bemerkt, daß es überall jede Menge Angestellte gab). Draussen wurden wir
wieder so belagert, daß wir relativ schnell die Nase voll hatten und unser
erster Ausflug in Delhi nach einer Stunde beendet war. Danach verliessen wir die
Hotels nie mehr ohne unseren Fahrer. Es war blöd, da wir eher damit gerechnet
hätten, von Bettlern belästigt zu werden, aber die haben uns kaum beachtet
(wir hatten eh nur 3 oder 4 gesehen), mit den Taxifahrern hatten wir nicht
gerechnet, auch wenn wir vorher gelesen hatten, daß Delhi kein angenehmes
Pflaster ist.
So verbrachten wir den Rest des Tages bei Eistee am Pool. Die Luft in Delhi ist
ziemlich dreckig und einiger Dreck flog auf uns. Einiges sah wie Asche aus, aber
wir waren nicht sicher, was das wirklich war. Der Pool Bereich war total schön,
es gab da ein paar 'Hütten' mit Stoffvorhängen, in denen entweder eine sehr
bequeme Schaukel oder ein Bett mit Stuhl und TV standen. So richtig nett zum
erholen am Pool. Was uns an dem Tag auffiel, war, daß indische Kinder immer mit
dem Vater ins Wasser gingen, während die Mama draussen sah und zuschaute. Das
Leben der indischen Frauen ist halt anders als unseres.
Zurück in unserem Zimmer entdeckten wir Affen auf den Häusern in der
Nachbarschaft (die liefen frei über die Dächer). Weiterhin flogen Falken und
Papageien herum. Wir waren auch total überrascht, wie grün Delhi ist, viele
Bäume überall. Das hätte ich so nicht erwartet.
Unser erstes Abendessen nahmen wir in einem der netten Restaurants des Hotels
ein, da ich dieses Essen Kerstin zum Geburtstag geschenkt hatte. Das Essen war
auch sehr gut. Das war so der erste Abend, an dem wir ständig gefragt wurden,
wo wir herkommen, ob es das erste Mal in Indien sei und was wir uns alles
anschauen würden. Das wurden wir während des Essens nicht nur einmal, sondern
gleich dreimal gefragt (nämlich, von jedem, der an unseren Tisch kam, weil er
uns etwas bringen sollte). In Europa würde kein Kellner auf die Idee kommen,
die Gäste gleich so zu befragen. Hat uns aber nicht weiter gestört, eigentlich
eher im Gegenteil, wir fanden es sehr nett.
Nach dem Essen sind wir wieder an den Pool gegangen und haben dort an der Bar
noch etwas getrunken. Schließlich kam auch das Gewitter, das sich schon den
ganzen Nachmittag angekündigt hatte und es schüttete ziemlich heftig.
Montag 24 April
Wieder war aufstehen um 8 angesagt, da unser Guide uns um halb 10 abholen
sollte. An dem Morgen wurde erstmals klar, wie oft man in indischen Hotels
gestört wird. Einer brachte uns die Zeitung, einer Früchte, einer Handtücher,
einer wollte das Zimmer putzen... andauernd war einer an der Tür (und ich war
froh, daß ich nicht alleine unterwegs war, da die ausnahmslos ankamen, wenn ich
im Bad war...
). Beim Frühstück stellten wir wieder fest, daß die Arbeit in Indien
auch nicht unbedingt effizient erledigt wird. Ein Beispiel: als wir in den
Frühstücksraum kamen, bekamen wir einen Tisch zugewisen, der nicht fertig
eingedeckt war. Der zuständige Kellner kam dann drei Mal: erst brachte er die
Tasse, dann Messer und Gabel und beim dritten mal dann auch noch eine
Serviette. Aber da in Indien so viele Leute rumlaufen, gibt es auch
überall jede Menge Personal....
Nach dem Frühstück begann dann unser erstes wirkliches Abenteuer in Delhi. Ich
fand es wesentlich angenehmer, wenn ich eine Tür zwischen mit den und
Taxifahrern hatte.... Und unser Guide hielt uns aufdringliche Verkäufer und
Bettler weitgehend vom Hals.
Das erste, was auf dem Programm stand, war eine Rikschafahrt durch die Altstadt
von Delhi. Leider haben wir kein Foto von uns beiden in der Rikscha machen
lassen. Es war aber ein Erlebnis, vorne auf dem Rad das spindeldürre Kerlchen,
der uns beide durch die Stadt radeln sollte und wir dann hinten drauf,
mitten drin im Gewühle auf Delhis Strassen. Als allererstes mußten wir über
eine vielbefahrene Hauptverkehrsstrasse. Irgendwie sind wir drüber gekommen.
Dann ging es in die engen Gassen der Altstadt. Das war schon irgendwie spannend.
Die Strassen waren sehr eng und die Fußgänger hüpften für uns auch immer
brav auf Seite. Wenn uns eine Rikscha entgegen kam, kam man irgendwie aneinander
vorbei - keine Ahnung, wie das immer funktioniert hat. Mittendrin lagen dann
irgendwann zwei Riesenkühe, um die alle brav herum fuhren. Zwischendrin war die
Luft dann so schlecht und dreckig, daß ich froh war, vorher noch alle Impfungen
gemacht zu haben. Der Rikschafahrer hatte keine Hupe, aber auf Zuruf
reagierten die Fußgänger auch. In einem Geschäft gab es gerade eine
Schlägerei. Daraufhin drehten die Rikschafahrer alle um, um mal gucken zu gehen
(unserer glücklicherweise nicht). Es hatte sich schon eine große Menschenmenge
angesammelt und die meisten wußten mit Sicherheit überhaupt nicht, worum es
eigentlich ging...
Schließlich kamen wir am Ziel, der größten indischen Moschee (Jama Masjid)an.
Dort war zwei Wochen vorher eine Bombe explodiert, was wir aber irgendwie nicht
mitgekriegt hatten. Schäden waren nicht zu sehen, von daher war wohl so viel
auch nicht passiert. Vor der Moschee mußten wir unsere Schuhe ausziehen und
haben die Staubschuhe angezogen, die wir bei der Ankunft von dem Vertreter
unserer Agentur bekommen hatten. Das waren im Prinzip kleine Stofftaschen zum
zubinden für die Füße. Der Boden war einfach zu dreckig, um barfuß darauf zu
laufen. Die Moschee selber war sehr groß und beeindruckend. Alles aus rotem
Sandstein und weißem Marmor. Es gab rechts und links zwei hohe Minarette,
mehrere dieser Zwiebelkuppeln, die für Moscheen typisch sind und einen großen
Gebetsplatz mit einem Brunnen in der Mitte, auf den 25,000 Personen passen. In
den Nischen in der Mauer drum herum lagen die Gebetstücher, auf denen die
Gläubigen beten, fein säuberlich aufgestapelt.
Gegenüber der Moschee ist das Rote Fort, das allerdings Montags geschlossen
ist, so daß wir es nicht besichtigen konnten. Als wir aus der Moschee kamen,
stand dann auch schon direkt wieder Udai, unser Fahrer, da und los ging es durch
das Gewühl zu weiteren Sehenswürdigkeiten. Zunächst ging es zum Grab von
Mahatma Ghandi. Dieses ist aus schwarzem Marmor, steht in einem Park und ist
relativ unspektakulär. Die Fahrt von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten war
immer ziemlich spannend, da es unglaublich viel zu sehen gab, was wir so nicht
kannten (vieles davon auch nicht schön). In Delhi leben viele arme Leute auf
den Bürgersteigen. Die etwas 'wohlhabenderen' besitzen ein Zelt, das sie auf
Grünstreifen vor Mauern stellen, aber manche haben nicht mal das. Auf den
Büschen trocknen Kleider, sie haben keine Wände - leben einfach so auf dem
Bürgersteig, kochen da auch... Auf der Strasse ist es auch verrückt. Alle
Fahrer hupen permanent und die Fahrbahnmarkierungen sind eigentlich
überflüssig, da sich eh keiner daran hält. Hin und wieder steht mal ein
kaputtes Tuk Tuk oder ein kaputter Bus im Weg, aber da fahren dann alle einfach
drum herum.
Eine andere Auffälligkeit ist, daß 70 % der Menschen auf den Strassen Männer
sind. Eine Grund mehr, daß es nicht so überraschend war, daß wir permanent
angestarrt wurden. Eines meiner witzigsten Fotos ist eins, auf dem eigentlich
ein Shop an der Strasse sein soll, aber gerade als ich knipste, fuhr ein
Fahrradfahrer vorbei, der in den Jeep starrte und so hing der mir direkt in der
Linse...
Was wir auch vorher schon gelesen hatten, war, daß die Männer sich auf der
Strasse einfach irgendwo hin stellen und pinkeln. Einer hatte seine Frau dabei,
mit der er währenddessen noch redete und in der rechten Hand hatte er noch eine
zigarette.... sowas ist in Indien normal (nun ja, ich kenn's ja vom Kölner
Karneval... ) Dann kam
uns auf der Straße mal ein Elefant entgegen (das arme Tier!) In Delhi ist immer
jede Menge Verkehr, da es 14 Millionen Einwohner mit 3 Millionen Fahrzeugen gibt
(nicht alles Autos... doch dazu später mehr). Eine interessante Beobachtung war
eine Gruppe von Menschen, die sich als Trauerzug herausstellte. An der Spitze
der Gruppe wurde der Tote auf einer Bahre getragen, aber glücklicherweise war
er (oder sie) von einem grünen Tuch bedeckt.
Vom Grab Mahatma Ghandis ging es zum Qutab Minar, einem 72 Meter hohem Turm.
leider sind die Gebäude ringsrum nicht vollständig erhalten. Es gab aber
einige Bäume, die die Hitze etwas abhielten, so daß wir hier auch angenehm
rumlaufen und uns alles ansehen konnten. Hier war es auch, daß plötzlich 3
Inder vor uns standen, mit Kameras rumfuchtelten und immer 'picture, picture'
sagten. Ich habe da gar nicht weiter drauf geachtet, weil mir nicht klar war,
was die wollten. Also sind wir weitergegangen und plötzlich sagt Kerstin zu mir
'Sag mal, hat der mich gerade gefragt, ob er mich fotografieren kann?' DAS wird
es wohl gewesen sein....
Danach fuhren wir zu einem der Gebäude, die mir an Indien mit am besten gefallen haben. Das Mausoleum des Humayun. Ein wunderschönes Gebäude aus rotem Sandstein, das supersymetrisch ist. Innen ist alles aus Marmor und das Grab selber ist auch aus weißem Marmor (wie fast alle Gräber, die wir gesehen haben). Dieses Grabmal war Vorbild für viele andere Gebäude in Indien, unter anderem dem Taj Mahal. Vom Grabmal fuhren wir dann am India Gate vorbei, durften am Präsidentenpalast noch schnell Fotos schiessen gehen und dann zu einem wunderschönen Hindutemple, in dem man leider nicht fotografieren durfte, dem Lakshmi Narayan Temple. Innen waren die Hindu-Gottheiten dargestellt und wir durften uns alles ansehen (mal wieder ohne Schuhe), aber leider keine Fotos machen. Vom Auto aus habe ich nachher noch eins gemacht, aber natürlich nicht den ganzen Tempel drauf.
Danach ging es dann wieder zum Hotel, wo wir den Rest des Tages am Pool
verbrachten und uns ausruhten. Vom Fenster aus machten wir noch Fotos von
einem Platz, den wir für einen Spielplatz in rot hielten. Erst ein paar Tage
später in Jaipur wurde uns klar, daß das ein Observatorium war...
Dienstag 25 April
Nach dem Frühstück war es zeit, Delhi zu verlassen. Wir fuhren sehr lange
über volle strassen, bis Udai uns irgendwann sagte, wir hätten soeben Delhi
verlassen. Es war gut, daß er es uns sagte, denn die Strassen waren weiterhin
so voll, daß wir das nicht bemerkt hätten... Auf den Strassen Indiens war es
auch immer spannend. Man konnte alle möglichen Fahrzeuge sehen: Ochsenkarren,
Kamelkarren, jede Menge Fahrräder, Mopeds, LKW's, völlig überladene Busse und
Taxen, Eselskarren, Rikschas, Traktoren und so Vehikel, bei denen im Prinzip ein
Motor auf eine Holzplatte mit 4 Rädern montiert ist, dahinter ein Sitz und das
Ding fährt und wird als Zugmaschine benutzt. Jeder fährt in die Richtung, die
ihm gerade paßt, wer auf aus einer Nebenstrasse auf die Hauptverkehrsstrasse
fährt, muß nicht gucken, ob jemand von rechts oder links kommt, der Vorfahrt
hat. Es kann auch schonmal sein, daß einem auf der eigenen (einspurigen)
Fahrbahn gleich zwei Fahrzeuge entgegen kommen. Da muß man dann ab durch die
Mitte Die
Fahrer hupen alle permanent. Als wir Udai fragten, wie er das so unfallfrei
macht, sagte er uns, daß indische Strassen sehr gefährlich sind und man drei
Dinge braucht:
1. eine laute Hupe
2. gute Bremsen
3. und jede Menge Glück
Einige sehr religiöse Inder haben während der Fahrt einen Schal über dem
Mund. Das sind dann Vegetarier und sie wollen verhindern, daß ihnen aus
Versehen eine Fliege in den Mund fliegt und sie sie unbeabsichtigt
verschlucken.
Die Inder sind auf der Strasse auch sehr heissblütig. Wir haben mehrere
Unfälle gesehen (kleinere), was jetzt nicht wirklich verwunderlich war. Einer
passierte gerade, als wir in der Gegenrichtung vorbeifuhren. Ein LKW hatte
unabsichtlich einen Traktor geschnitten, der daraufhin in einen zweiten Trecker
fuhr. Die Traktorfahrer sahen so aus, als ob sie den LKW-Fahrer aus dem
Fahrerhaus holen und ihn ein bißchen verprügeln wollten... (keine Ahnung, ob
sie das getan haben, wir haben nicht angehalten). Das Chaos hat aber auch
sein Gutes: als mal auf unserer Fahrbahn ein LKW brannte und wir an die Seite
fuhren, um die Feuerwehr vorbei zu lassen, war unsere Fahrbahn voll gesperrt.
Kein Problem, alle Autos haben einfach gedreht, sind zur nächsten Kreuzung
zurück gefahren, wo der Mittelstreifen unterbrochen war und so wurde die
Gegenfahrbahn dann halt zur zweispurigen Fahrbahn umfunktioniert. Hat prima
funktioniert und Stau gab es auch keinen....
Die LKW's sind übrigens auf den Rückseiten meistens bunt bemalt und es steht 'blow
horn please' drauf (als ob das die anderen Fahrer nicht sowieso schon tun
würden....).
Als wir endlich aus der Stadt raus waren, war ich überrascht, daß die
Landschaft noch so grün war, obwohl die Temperaturen die 30 Grad Marke schon
weit überschritten hatten. Es gab einige Strohhütten, die dann im weiteren
Verlauf der Reise andere Formen hatten. Auch die Häuser wechselten langsam die
Farbe, es waren mehr und mehr bunte Häuser zu sehen, die leuchtend grün oder
blau waren. Das soll angeblich die Hitze etwas mildern, aber ich habe ja meine
Zweifel, daß das funktioniert. Sah aber nett aus. Hin und wieder marschierte
mal eine Kuh über die Strasse, dann mußten die Autos halten. Am Strassenrand
leuchteten immer die Saris der Frauen, die immer etwas auf dem Kopf trugen
(Wasserkrügen, Reisig etc.).
Schließlich kamen wir in Sikandra an, wo uns wieder ein Guide erwartete. Wir
besichtigten das Grabmal von Akbar (Akbar ist weit rumgekommen in Indien, der
hatte in allem, was wir besichtigt haben, irgendwie seine Finger mit drin....
Auch dieses Grabmal war wieder aus rotem Sandstein und weißem Marmor. Um nicht
so alleine zu sein, hat er gleich noch ein Grabmal für seinen Friseur und eins
für dessen Frau neben seinem eigenen bauen lassen.
Unser Hotel in Agra war das Clarks Shiraz, ein bißchen verstaubt, aber
ganz okay. Wir hatten ein Zimmer im obersten Stockwerk, von dem aus wir den Taj
Mahal sehen konnten (fanden wir natürlich schön). Abends haben wir im
Restaurant des Hotels gegessen und während des Essens erlebten wir dann unseren
ersten Stromausfall. Das sollte dann nur einer von vielen werden, die uns bis
zum Ende der Reise begleiten würden. Wir waren die Einzigen, die auf der
Dachterrasse draussen gegessen haben und die Kellner haben sich rührend um uns
bemüht. Da Kerstin gegen Nüsse allergisch ist, ist der Chef immer wieder in
die Küche gelaufen, um zu fragen, ob in diesem oder jenem Nüsse drin seien.
Das Essen war dann sehr gut und es war ziemlich warm da draussen. Als es dunkel
war, hörten wir dann schließlich Musik und sahen Lichter auf einer
nahegelegenen Hauptstrasse. Auf unsere Nachfrage hörten wir, daß das wohl ein
Hochzeitszug sei. Ende April ist eine Hochzeitshauptsaison in Indien.
Mittwoch 26 April
Wir hatten mit dem Guide ausgemacht, daß wir bereits um 7 Uhr zum Taj
Mahal losfahren würden, da es am Vortag 43 Grad gewesen war und es am Taj
keinen Schatten gibt. Es ist auch immer gut, früh hin zu fahren, daß die ganz
großen Touristenströme etwas später kommen. Ich weiß nicht, wie viele Fotos
wir am Taj Mahal gemacht haben, es waren ziemlich viele. Man hat ja überall
schon Fotos von diesem Gebäude gesehen, aber wenn man dann davor steht, dann
denkt man einfach nur noch *WOW*. Es ist ein so imposantes und
wunderschönes Gebäude. Der weiße Marmor ist mit schwarzen Schriftzeichen
bedeckt, die allesamt Verse aus dem Koran sind. Das sieht man auf den meisten
Fotos nicht. Wir sind auch rein gegangen, aber innen ist der Taj eher
unspektakulär. Fotografieren ist drinnen verboten. Wir haben uns ziemlich über
einen Franzosen aufgeregt, der frühlich mit Blitz fotografierte und dem die
Hinweise, daß Fotografieren komplett verboten sei, herzlich egal war. Sowas
macht man einfach nicht, wenn man in einem fremden Land zu Gast ist (im eigenen
auch nicht).
The Taj Mahal hat 4 Eingänge, die alle wiederum aus rotem Sandstein gebaut
sind. Nur einer davon ist für ausländische Touristen geöffnet, insgesamt 3
können von indischen Touristen genutzt werden, einer ist geschlossen. Übrigens
müssen ausländische Touristen höhere Eintrittspreise zahlen als indische
Touristen. Die gesamte Anlage spiegelt überall perfekte symmetrische Formen
wider. Wir haben uns auch absichtlich die Zeit genommen, einfach diesen Anblick
zu geniessen, da der Besuch des Taj Mahals einer der Höhepunkte unserer Reise
war. Dort ist mir auch klar geworden, daß zwar schon eine Menge europäischer
Reisegruppen in Indien unterwegs sind, aber im Vergleich zu den Massen indischer
Touristen ist das immer noch gar nichts.
Vom Taj Mahal fuhr uns Udai dann wieder sicher durch das Chaos auf den Strassen
Agras und das nächste Ziel war das Rote Fort. Auf dem Weg dorthin sahen wir
neben Fahrrädern jede Menge Kamele, Pferde, Fahrräder, Kühe, Schweine und
alles mögliche sonstige Getier auf den Strassen, die da ungestört rumliefen.
Unser Guide erklärte uns, daß die Inder eigentlich alle Tiere anbeten, von
daher haben die Narrenfreiheit.
Das Rote Fort war dann auch wieder sehr imposant, weil es so groß war. Es hat
einen blick auf den Fluß und den Taj Mahal, was jetzt nicht wirklich
erstaunlich ist, denn Shah Jahan, der den Taj Mahal als Grabmal für seine Frau
erbauen ließ, wohnte dort und wollte sie jeden Tag sehen. Hingehen konnte er
nicht, da er von seinem Sohn 8 Jahre lang im Roten Fort eingesperrt war. Als
auch er starb, wurde er immerhin neben seine Frau im Taj Mahal beigesetzt.
Das Rote Fort ist ziemlich groß und besteht aus mehreren Gebäuden und
Palästen. Ein Teil der Anlage ist wieder aus rotem Sandstein gebaut, während
andere Bereiche aus weißem Marmor sind. Die Decken und Wände sind auch hier
wieder mit bunten Marmor-Mustern verziert. Dort, wo Shah Jahan täglich
auf den Taj schaute, hat man einen wunderschönen Blick über den Fluß. Der ist
zwar für unsere Verhältnisse relativ dreckig, aber trotzdem gibt es dort eine
große Wäscherei und besonders die roten und orangen Tücher, die zum Trocknen
in die Sonne gelegt werden, leuchten schon von weitem. Schon verrückt, wenn
dann ein paar Meter weiter Wasserbüffel im Fluß baden.
Vom Roten Fort fuhren wir über eine kleine Brücke in Richtung 'Baby Taj
Mahal'. Eigentlich hätten wir zu dem Zeitpunkt den chaotischen Verkehr auf
Indiens Straßen schon gewöhnt sein sollen, aber diese Brücke war der Knaller.
Wie Udai da ohne Nervenzusammenbruch rübergefahren ist, verstehe ich bis heute
nicht.
An einer Stelle kam ein völlig überladener Karren auf uns zu mit 4 oder 5
Fahrrädern neben sich. Die waren wie eine Wand, die auf uns zukam... und so
ging das die ganze Zeit, in der wir uns auf der Brücke befanden. Aber irgendwie
kamen doch immer alle irgendwie aneinander vorbei. Der Baby Taj Mahal ist
ebenfalls aus weißem Marmor, der Eingang aus rotem Sandstein mit weißen
Mustern. Die Besonderheit hier ist, daß die Gräber innen nicht aus weißem,
sondern aus gelbem Marmor sind.
Von hier wurden wir dann in einen Marmor-Verarbeitungs Betrieb gefahren. Wir
haben uns das alles auch interessiert angeschaut und uns dann hinterher
pflichtschuldigst kleine Marmor-Elefanten gekauft. Danach sind wir wieder ins
Hotel gefahren. Leider gefiel uns der Pool dort überhaupt nicht, weswegen wir
den Nachmittag wieder auf dem Zimmer verbrachten. Das Fernsehprogramm war
unglaublich, diese Inder können in ihren Filmen so schmalzig und schmachtend
gucken.... auch hier wurden wir im Hotel permanent im Zimmer gestört, bis wir
genug hatten und das 'do not disturb'-Zeichen an die Tür gehangen haben. Da ich
seit Delhi einen Knubbel am Bein hatte, mit dem ich kaum sitzen konnte, hatte
ich - da sich das entzündet hatte - keine Hose an und war es irgendwann leid,
mich permanent züchtig bedecken zu müssen.
Trotzdem ist Indien schon lustig und spannend (auch wenn ich immer wieder
gefragt wurde, ob ich Kerstins Mutter sei....
) Eine weitere Begebenheit, die ein wenig Einblick in die indische Kultur
gibt, trug sich im Business Center des Hotels zu. Ich bin runtergegangen, um
emails zu checken und am Trip Report für meine amerikanischen Freunde zu
schreiben. Irgendwann kam das Mädel, das dort arbeitete, nahm sich einen Stuhl,
setzte sich hinter mich und schaute mir zu, was ich so im Internet machte,
während sie mir hin und wieder in nicht so gutem Englisch Fragen über uns
stellte (sie hatte Kerstin am Tag vorher gesehen). Für uns ist ein solcher
Verhalten unvorstellbar und ich denke, sie hätte sich in Grund und Boden
geschämt, wenn ich gesagt hätte, sie wäre unhöflich. Die Inder kennen aber
eigentlich keine Privatsphäre. Ich war daher froh, daß ich vorher das Buch
'Kulturschock Indien' gelesen hatte, sonst wäre ich auf solche Situationen
nicht gefaßt gewesen.
Vor dem Abendessen holte Udai uns ab und fuhr uns zu einem Freund aus Kaschmir,
der einen Laden hatte. Dort konnten wir in Schultertüchern schwelgen und haben
so richtig eingekauft. Natürlich auch Mitbringsel für Mütter und Schwestern.
Wir durften mal Tücher umlegen, die an die 4.000 Euro kosteten (haben wir aber
nicht gekauft). Auch
Christbaumschmuck habe ich erstanden, da ich immer überall irgendwas für
meinen Weihnachtsbaum kaufe. Abends haben wir dann wieder im Restaurant gegessen (diesmal aber drinnen) und
mußten einen Großteil der Zeit bei Kerzenlicht essen, weil der Strom andauernd
ausfiel. War aber trotzdem alles sehr lecker.
Donnerstag 27 April
Dies war einer der interessantesten Tage, obwohl wir kaum etwas besichtigten.
Wir verliessen Agra schon früh und der Guide fuhr bis Fatehpur Sikri mit uns.
Dort gibt es auch wieder ein Fort. Langsam fingen die Monumente an, sich etwas
zu wiederholen, denn auch dieses war wieder aus rotem Sandstein gebaut und die
Architektur ist ähnlich. Ein Unterschied in Fatehpur Sikri war jedoch, daß
zwei der Paläste blaue Dächer hatten.
Was sehr interessant für uns war, war die Ecke, die gerade restauriert wurde.
Die Arbeiten fanden mit sehr einfachen Hilfsmitteln statt. Z.B. war eine Frau
abgstellt, mit Eimern Wasser herbei zu tragen. Wenn Felsplatten transportiert
werden mußten, wurden sie mit Seilen an lange Balken gehangen. Also HANDarbeit,
im wahrsten Sinne des Wortes, Maschinen gab es kaum. Was uns da zum ersten Mal
auffiel und was wir im Laufe der nächsten Tage immer wieder beobachten konnten:
die schwere physische Arbeit wird immer von den Frauen gemacht, während die
Männer im Schatten liegen. Eine weitere Beobachtung war, daß auf jede Person,
die arbeitete, mindestens 2 oder 3 weitere kamen, die ihm zuschauten...
Von Fatehpur Sikri hatten wir eine 6 Stunden Fahrt zum Ranthambore National Park
vor uns, der mitten in der Wüste liegt. Die Fahrt ist ein Abenteuer, denn es
gab keine Schnellstrasse und wir sind durch viele kleine Dörfer gefahren, die
die meisten Touristen nicht zu sehen bekommen. Irgendwann bestand die Straße
nur noch aus eine Fahrspur und uns kamen ständig überladene LKWs entgegen.
Udai fuhr andauernd von der Straße runter, was für mich nicht gut war, denn
die Wunde an meinem Bein hatte sich weiter entzündet und ich konnte kaum
sitzen. Als wir Udai fragten, warum eigentlich immer WIR von der Straße runter
müßten, murmelte er etwas davon, daß wir bergab fahren würden, aber da es
nicht mal Hügel gab, war das nicht wirklich eine schlüssige Erklärung. Ich
denke, für uns im Jeep war es schlicht einfacher. Wenn LKWs oder Autos
zusammenbrechen (was schonmal häufiger vorkommt) gibt es sowas wie Warndreiecke
nicht. Es werden einfach Steine gesammelt und um das Fahrzeug herum gelegt, was
das Zeichen ist, daß das Fahrzeug steht.
Die Landschaft änderte sich zunehmend. Es wurde weniger grün und wir kamen in
eine Region, in der Ziegel gebrannt werden. Was sie allerdings als Brennmaterial
nehmen, war uns ein Rätsel, da die Öfen furchtbar schwarzen Rauch ausstiessen.
Vielleicht alte Autoreifen... Auch öffentliche Verkehrsmittel wurden immer
seltener und von daher waren die wenigen, die wir noch sahen, immer
überladener. Eine Menge Leute saßen auf den Bussen und wir haben überlegt, ob
nicht hin und wieder mal einer von einem Ast runtergefegt wird.... (ja, ich
weiß, ich bin ein Lästermaul )
Auch die Ziegen änderten sich, denn ihre Ohren wurden immer länger (manche
sahen aus wie eine Mischung aus Ziege und Karnickel). War aber wohl ganz
praktisch so, denn wir sahen einige Kinder, die die Ziegen an den Ohren
herumführten. Auch die Wasserbüffel sahen anders aus, sie hatten mehr Fell.
Übrigens ist alle Milch, die man in Indien zu trinken bekommt,
Wasserbüffelmilch, die mit Wasser vermischt wird, weil sie sonst zu
dickflüssig wäre.
Als wir in Ranthambore ankamen, schien Udai, der uns offensichtlich ins Herz
geschlossen hatte (wir ihn aber auch, wobei wir nur direkt mit ihm reden
durften, wenn kein Guide dabei war), denn er erzählte uns, daß in der Gegend
Opium angebaut würde und er warnte uns eindringlich davor, Einladungen
anzunehmen. Hätten wir zwar eh nicht gemacht, aber es war nett, daß er uns
gewarnt hat. Das Ressort, in dem wir waren, war sehr einfach, wir hatten kein
Telefon, aber dafür jede Menge Insekten. Aber das hatten wir mehr oder weniger
erwartet, von daher war es nicht wirklich ein Problem. Leider waren wir an
diesem Abend die einzigen Gäste in dem Ressort und schon allein deswegen
bekamen wir wieder jede Menge Extraufmerksamkeit. Als wir am Abend zum Essen zum
Haupthaus rübergehen wollten, kam sofort der Wachmann angewetzt und leuchtete
uns den Weg aus, dabei war der beleuchtet. Leider bekam ich zu meiner Wunde am
Bein an diesem Abend noch Magenprobleme, so daß ich leider für den Rest der
Reise kein indisches Essen mehr zu mir nehmen konnte.
Freitag 28 April
An diesem Morgen hieß es früh aufstehen, da wir um 6 zur ersten Tigersafari
abgeholt werden sollten. Der Wachmann brachte uns ein Frühstück vorbei, aber
wir waren noch nicht groß hungrig. Nur Kaffee war gut zum Wachwerden. Wir
wurden von einem Jeep abgeholt, in dem außer dem Fahrer, dem Guide und uns noch
zwei Jungs sassen. Am Eingang zum Park standen Straßenverkäufer in Trauben um
jeden Jeep herum und das war schon ein bißchen lästig. Einen mal angeguckt und
schon war es vorbei: man wurde ihn nicht mehr los....
Einmal im Park hüpften wir mit dem Jeep über Stock und Stein (was für mein Bein nicht wirklich gut war). Zunächst sahen wir jede Menge Affen und einmal verschwand ganz schnell ein Leopard im Gebüsch. Zu schnell, um ein Foto zu machen. Wir sahen Pfauen, Rehe, Hirsche, Krokodile, eine kleine Gazelle, blaue Antilopen, Wildschweine - aber keine Tiger.... Und dann war unsere Zeit auch rum und wir wurden ins Ressort zurück gefahren. Natürlich waren wir enttäuscht, daß wir keine Tiger gesehen hatten.
Tagsüber hatten wir nichts zu tun. Um das Ressort herum gab es nichts als Wüste, am Pool gab es keinen Schatten und wir waren noch immer die einzigen Gäste. Das spannendste was uns tagsüber passierte, war die Kuh, die plötzlich auf dem Rasen stand. Irgendwie kriegten wir den Tag aber auch rum und dann war es Zeit zu einer weiteren Safari. Diesmal waren wir mit einem englischen Ehepaar, die uns sagten, daß der Guide klasse wäre und sie schon einige Tiger mit ihm gesehen hätten. Und wirklich... wir fuhren in den Park, wieder hüpften die Affen durch die Bäume, andere Jeeps kamen uns entgegen und dann... standen an einer Kreuzung schon einige Jeeps und alle starrten krampfhaft ins Gebüsch. Erst habe ich sie ja auch nicht gesehen, aber dann entdeckte ich auch die Tigerin, die da im Gebüsch lag. Wir haben sie eine ganze Weile beobachtet. Danach fuhren wir weiter im Park herum. Irgendwann kamen wir an einen kleinen See, an dem die Tiere in aller Ruhe weideten. Die Ruhe, die dieser Ort ausstrahlte, war paradiesisch. Als diese Safari vorbei war, waren wir glücklich, denn wir hatten wenigstens einen Tiger gesehen.
An dem Abend haben wir wieder als Einzige im Ressort gegessen, wozu es eigentlich zu warm war. Da es mitten in der Wüste superheiß war, wollten wir auf dem Dach des Restaurants dann noch ein wenig in die Sterne gucken, aber auch nach oben wurden wir begleitet und der junge Mann sah es dann wohl als seine Pflicht an, uns zu unterhalten. Wir hätten gerne Ruhe gehabt, so sind wir dann schließlich wieder zurück in unseren Bungalow gegangen.
Samstag 29 April
Wir mußten wieder früh aufstehen, da die dritte Tigersafari anstand. Wir
hatten am Vorabend den Wunsch geäußert, wieder mit dem Guide vom vorherigen
Nachmittag zu fahren und als der jeep kam, saßen da wieder unsere Engländer
drin. Die Safari an dem Morgen war die beste von allen dreien. Unser Guide war
klug genug, geduldig abzuwarten, wenn alle anderen Jeeps schon wieder fuhren.
Wir beobachteten zunächst eine Tigerin, die im Gebüsch kaum zu sehen war. Auf
der anderen Straßenseite lag ein männlicher Tiger im Gebüsch. Das Weibchen
kam nach einer Zeit aus ihrem Gebüsch, lief zwischen den Jeeps durch auf die
andere Seite und besuchte dort das Männchen. Wir konnten diese beiden Tiger
fast eine halbe Stunde beobachten. Angeblich waren ja vier Tiger im Gebüsch,
aber die anderen zwei habe ich nicht gesehen. Das war schon ein beeindruckendes
Erlebnis. Danach fuhren wir wieder durch den Park, kamen auch wieder an dem See
vorbei und dann wurden wir auch wieder ins Ressort zurück gebracht.
Nach der Safari war es schon wieder Zeit für Udai, uns abzuholen. Als nächste
Etappe stand Jaipur auf dem Programm. Diese Stadt hat uns von den drei Städten,
die wir besucht haben, am besten gefallen. Nicht nur, weil die Häuser alle pink
angemalt waren, sondern die Stadt hatte irgendwas besonderes. Im Hotel bekamen
wir ein Zimmer im 6. Stock, von dem aus wir einen wunderschönen Blick über
jaipur und die Berge der Umgebung hatten - zunächst. Leider haben wir nicht
sofort fotografiert. Später wurde es neblig und für den Rest unsere
Aufenthaltes konnte man die Berge dann nicht mehr sehen. Am Nachmittag war kein
Programm mehr geplant und so hatten wir überlegt, uns an den Pool zu legen. Da
der Pool aber gerade umgebaut wurde und die 4 Liegen auch bereits belegt waren,
blieben wir auf dem Zimmer und schauten eine DVD auf dem Laptop. Und auch hier
wurden wir permanent gestört. Mir kam irgendwann der Verdacht, daß die gesamte
Belegschaft einfach mal gucken kommen wollte. Da sich meine Wunde am Bein
inzwischen geöffnet hatte, hatte ich mal wieder keine Hose an, um die Wunde
trocknen zu lassen und das dauernde Klingeln war schon nervig. Irgendwann haben
wir dann wieder das 'Do not disturb'-Schild an die Tür gehangen und dann war
Ruhe. Essen haben wir uns aufs Zimmer bringen lassen, aber irgendwann fiel uns
die Decke auf den Kopf und wir gingen in die Bar im 8. Stock. Von dort hatte man
auch den Blick über Jaipur, den wir auch in unserem Zimmer hatte und wir
schauten aus dem Fenster und beobachteten die Feuerwerke. In Indien werden bei
Hochzeiten auch immer Feuerwerke abgeschossen und an dem Abend haben wohl wieder
viele geheiratet. Dreist, aber irgendwo auch wieder lustig war ein Typ, der sein
Handy am Ohr hatte und uns gleichzeitig anquatschte, ob wir uns mit ihm
unterhalten wollten. Wollten wir nicht, aber das störte ihn irgendwie
überhaupt nicht... und die ganze Zeit das Handy am Ohr.
Sonntag 30 April
An diesem Morgen fuhren wir zunächst am Palast der Winde vorbei, wo wir
natürlich schnell Fotos machen mußten und dann ging es weiter zum Amber Fort.
Dieses lag ein bißchen im Nebel, so daß es von unten etwas unwirklich aussah.
Man kann mit Jeeps hochfahren oder auf Elefanten hoch reiten. Wir haben uns im
Endeffekt für den Jeep entschieden, da ich mit meiner eiternden Wunde am Bein
nicht gut sitzen konnte. Das Fort Amber war zur Abwechslung nicht aus rotem
Sandstein, sondern fast komplett aus weißem Marmor. Alles ist natürlich wieder
voller bunter Ornamente, es gibt die 'Hall of Mirrors', wo alles schön glänzt.
Das Fort ist relativ groß und es hat uns auch ziemlich gut gefallen. Wir
konnten die Damengemächer besuchen (ohne die Damen natürlich) und es war auch
interessant zu sehen, was man sich in Zeiten ohne Klimaanlagen so alles hat
einfallen lassen, um die Räume bei Hitze kühl zu halten. Abgesehen von der
Pracht, die dort zu sehen war, hatte man von da oben auch einen wunderschönen
Ausblick auf die Umgebung. Danach wurden wir in ein Geschäft gebracht, wo wir
sehen konnten, wie bunte Stoffdrucke gemacht werden (einzeln mit Stempeln) und
wie sich die Farben verändern, wenn der Stoff danach in eine bestimmte
Flüssigkeit getaucht wurde. In den Verkaufsräumen gab es dann wieder Teppiche,
Marmorsachen und Schmuck. Einige Kleinigkeiten haben wir dann auch dort
gekauft.
Danach sind wir zurück nach Jaipur gefahren, um den City Palast des Maharajas von Jaipur anzuschauen. In einem Teil des Palastes lebt er noch heute (netter Gebäudeteil, den er sich ausgesucht hat... ). Es gibt ein Museum, in dem man sich alte Waffen anschauen kann und alte Kutschen sind auch zu bewundern. Uns wurde es dann langsam zu warm, weil die Temperaturen langsam über 40 Grad stiegen. Doch der Guide war relativ unsensibel und wir fuhren zum Observatorium. Auf dem Weg dorthin blieben wir dann im Verkehr stecken, weil von zwei Seiten gleichzeitig jede Menge Fahrzeuge durch einen engen Torbogen fahren wollten. Da ging gar nichts mehr. Während wir darauf warteten, daß wir irgendwie weiterkamen, konnten wir direkt neben uns auf dem Bürgersteig einen Vater mit kleinen Kindern beobachten, die sich an einer Pumpe wuschen. Als wir doch nicht weiterkamen, stiegen wir aus und gingen zu Fuß. Da das Observatorium kein bißchen Schatten hatte, war die Führung dort eher eine Quälerei, obwohl die einzelnen Geräte schon sehr interessant waren. An dieser Stelle mal die Erwähnung, daß wir auf dieser Reise andauernd Bewertungs-Fragebögen ausfüllen mußten. Für jeden Guide, jede örtliche Agentur, das Hotel... einfach alles. Der Guide von Jaipur hat von uns Abzüge in der B-Note bekommen.
Schließlich waren wir froh, daß wir der Hitze entfliehen und ins Hotel zurück konnten, wo wir den Nachmittag bei indischem TV verbrachten *schmalz* *ggg* Abends konnten wir dann ein paar Strassen weiter eine Hochzeitsgesellschaft beobachten, die in einem Hof feierte. Leider war es zu weit weg, um es gut erkennen zu können, aber wir konnten immerhin sehen, daß der Bräutigem irgendwann auf einem Elefanten angeritten kam.
Montag bis Mittwoch 1 bis 3 Mai
Auch wenn wir gerne mehr von Jaipur und Umgebung gesehen hätten, waren wir
nicht unglücklich Jaipur zu verlassen, weil wir doch viel Zeit in unserem
Zimmer verbracht hatten. An diesem Morgen erwischte es auch Kerstin mit
Magenproblemen, so daß wir beide nicht gut dran waren. Nach der Abfahrt fragte
Udai uns, ob wir noch zu einem Freund fahren wollten, der Schmuck verkaufte.
Erst sagten wir nein, aber dann überlegten wir es uns doch anders. Und das war
auch gut so. Der Laden war in einer kleinen Seitenstrasse und der Freund bot uns
sofort an, sein Bad benutzen zu dürfen und man brachte uns heissen Zitronensaft
mit Kümmel gegen unsere Magenprobleme. War wirklich nett. Dort kauften wir uns
Stern-Topas-Schmuck (ich Ohrringe und Kerstin einen Kettenanhänger).
Wunderschöne Teile.
Danach ging es dann zu einem weiteren Highlight unserer Reise, den wir uns ganz zum Schluß noch zur Erholung gönnen wollten: zwei Nächte in einem indischen Palast. Die Fahrt dort hin war wieder sehr kurzweilig, auch wenn wir auf einer Schnellstrasse fuhren. Als wir dann im Palast ankamen, waren wir sofort überwältigt. Udai ließ uns im ersten Hof raus aus dem Auto (Koffer schleppen war nicht, die wurden uns gebracht) und dann mußten wir durch zwei weitere Torbögen, bis wir an der Rezeption waren. Natürlich waren wir nicht unglücklich zu hören, daß man uns in ein Deluxe-Zimmer upgegraded hatte. Und unser Zimmer war auch ein Traum. Es war riesig, jede von uns hatte ihre eigene Kimaanlage, wir hatten ein sehr großes Bad und dann noch einen Wohnbereich, den man mit schweren Brokatvorhängen vom Schlafbereich trennen konnte. Der Palast war insgesamt sehr schön. Wir haben uns natürlich den öffentlich zugänglichen Bereich angesehen, durch den die Tagesbesucher auch geführt werden.
Die Tage in Samode waren wunderschön. Die Angestellten guckten zwar auch,
waren aber sehr unaufdringlich dabei und lasen uns jeden Wunsch von den Augen
ab. Wir wurden von vorne bis hinten bedient, was zur Abwechslung mal wirklich
nett war. Kamen wir an den Marmorpool, kam sofort jemand angelaufen, um uns die
Handtücher auf den Liegen auszubreiten und abends am Buffet bekamen wir erstmal
Teller gebracht, die alle anderen sich selber holen mußten. Wir waren wohl
schon allein deswegen, weil wir nicht nur eine Nacht blieben, ein bißchen
spezieller als die Reisegruppen. Die Tage verbrachten wir am Marmorpool. Ich
wäre gerne in den Whirlpool gegangen, aber da es viele Tauben dort gab, wollte
ich mit meiner offenen Wunde am Bein nichts riskieren. Am zweiten Tag gönnten
wir uns eine Ayurveda Massage im Spa-Bereich und auch das war sehr
erholsam.
Abends hatte dann eine deutsche Reisegruppe eine traditionelle rajasthanische
Begrüßungszeremonie 'gebucht'. Wir hatten die Vorbereitungen schon den ganzen
Nachmittag beobachten können, da der Weg vor den Treppen mit Blüten
geschmückt wurde. Einer der Angestellten des Hotels führte uns dann, als es
dunkel war, nach draussen und es war total klasse, da der Palast beleuchtet war.
Als die deutsche Gruppe kam, gab es ein Feuerwerk und Inder mit
traditionellen Gewändern standen auf der Treppe, um sie begrüßen. Die ganze
Zeit spielte auch Musik (die aber eher nach dem Motto 'gib dem Jung mal was
gegen seine Schmerzen, damit er nicht so jaulen muß' war ).
War schon sehr interessant und die traditionellen Gewänder waren sehr schön.
Wir fanden es auch nett, daß uns der junge Mann von der Rezeption alles zeigte.
Als er dann Kerstin fragte 'Shall I go?', hat sie dann brav 'yes.' gesagt.
Nein, sie war nicht unhöflich, sondern wir hatten in unseren schlauen Büchern
gelesen, daß diese Frage eher heißt 'kann ich gehen?' und 'nein' zu sagen,
wäre sehr unhöflich gewesen (was man mit Sicherheit gesagt hätte, wenn man
sich vorher nicht informiert hätte). Hinterher gab es dann auf einer Terrasse
vor dem Ballsaal des Palastes ein Buffet, das auch die ganze Zeit von
'Zahnschmerzmusik' untermalt wurde.
Am letzten Morgen sind wir dann mal noch ein bißchen im Palast rumgeklettert,
aufs Dach gestiegen (von dort konnte man in einige Zimmer bzw. auf Terrassen mit
Whirlpools schauen). War schon klasse und wir waren mehr als froh, daß wir
nicht einfach nur eine Nacht geblieben waren, sondern wir uns zwei gegönnt
hatten. Schließlich war die Abfahrtszeit gekommen. Udai erschien zwar irgendwie
nicht, aber als die Jungs vom Hotel dann auf die Suche gingen, fanden sie ihn
autowaschend auf dem Parkplatz. Die Fahrt zurück nach Delhi war chaotisch wie
immer. Da unser Flug erst nachts um halb 3 ging, hatten wir uns noch ein Zimmer
in einem Country Ressort in der Nähe des Flughafens genommen, wo wir am Pool
nochmal die Tage Revue passieren lassen konnten und wir vor dem Flug nochmal
duschen konnten. Der Flughafen war dann wieder superchaotisch. Beim Check-In
bekommt man für jede Tasche, die man als Handgepäck mitnimmt einen Anhänger.
Dieser wird dann an der Sicherheitskontrolle abgestempelt. Wenn man dann am Gate
ist, kommt der Mann mit dem Schlüssel für das Gate und er (und NUR er)
kontrolliert dann, ob auf jedem Anhänger der Stempel drauf ist... was das für
einen vollen Flieger bedeutet, ist ja wohl klar, oder?
Und dann waren wir auch schon wieder auf dem heimweg: froh, nach Hause zu können, aber gleichzeitig auch froh, diese Reise gemacht zu haben.
Im Nachhinein müssen wir sagen, daß uns, je länger wir darüber nachdenken, dieses Land uns um so mehr fasziniert. Wir waren auf vieles vorbereitet, aber auf einige Situationen dann doch nicht. Hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer und heute sagen wir uns, daß es blöd war, außerhalb des geplanten Programms immer in den Hotels zu bleiben. Ich habe mir von einer anderen Indien-Reisenden erzählen lassen, daß denen unser Delhi-Erlebnis nicht passiert ist, von daher hätten wir uns wahrscheinlich nicht so ins Bockshorn jagen lassen sollen (vielleicht wäre es auch anders gewesen, wenn wir in einer Gruppe unterwegs gewesen wären). Wir wollen beide irgendwann nochmal nach Indien, dann wissen wir aber bereits, was uns erwartet. Wir mußten diese Eindrücke erstmal verarbeiten, denn Indien war völlig anders als alles, was ich so bisher gesehen hatte. Es ist halt eine ganz andere Kultur....